3. Erscheinungsbilder geistiger und sozial-emotionaler Beeinträchtigung

3.1. Was ist eine geistige Beeinträchtigung?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert eine geistige Behinderung als bedeutsame "verringerte Fähigkeit, neue oder komplexe Informationen zu verstehen und neue Fähigkeiten zu erlernen und anzuwenden“. 

Der Begriff geistige Behinderung ist umstritten, betroffene Personen sprechen von sich als Menschen mit Lernschwierigkeiten. Es geht um Menschen, die große Probleme mit dem Lernen und Schwierigkeiten haben, abstrakte Dinge schnell zu verstehen. Verbunden mit den benannten Beeinträchtigungen sind häufig auch Schwierigkeiten in Wahrnehmungsprozessen, der Interessenbildung, dem sprachlichen, sozialen und gefühlsmäßigen Verhalten. 

Medizinisch wird ein Mensch mit Lernschwierigkeiten durch Minderung oder Herabsetzung der maximal erreichbaren Intelligenz eingeschätzt. Dementsprechend können am statistischen Mittel des Intelligenzquotienten unterschiedliche Grade der Beeinträchtigung auftreten, diese sind auch in der ICD-10 Klassifikation zu finden. Auf die Intelligenz bezogen wird eine geistige Beeinträchtigung in unterschiedliche Grade eingeteilt.

  • Leichte geistige Behinderung, auch leichte Intelligenzminderung (ICD-10 F70.):
    Hier liegt der Intelligenzquotient zwischen 50 und 69.
  • Mittelgradige geistige Behinderung, auch mittelgradige Intelligenzminderung (ICD-10 F71.):
    Der Intelligenzquotient liegt zwischen 35 und 49. Es kommt zu deutlichen Entwicklungsverzögerungen in der Kindheit. Erwachsene brauchen in unterschiedlichem Ausmaß Unterstützung in der Teilhabe.
  • Schwere geistige Behinderung, auch schwere Intelligenzminderung (ICD-10 F72.):
    Der Intelligenzquotient liegt zwischen 20 und 34. Diese Menschen haben massive Lernschwierigkeiten, können häufig nicht lesen und nicht schreiben. Sie sind auf Unterstützung angewiesen.  
  • Schwerste geistige Behinderung, auch schwerste Intelligenzminderung (ICD-10 F73.):
    Der Intelligenzquotient liegt unter 20. Die eigene Versorgung, Kontinenz, Kommunikation und Beweglichkeit sind hochgradig beeinträchtigt.