Ursache, Entstehung, Behandlung und Pflege bei Beeinträchtigungen der zu betreuenden Menschen
Hier finden Sie einen Text mit grundlegenden Informationen zu Ursache, Entstehung, Behandlung und Pflege bei Beeinträchtigungen der zu betreuenden Menschen.
3. Erscheinungsbilder geistiger und sozial-emotionaler Beeinträchtigung
3.4. Was ist eine sozial-emotionale Beeinträchtigung?
Eine Beeinträchtigung im sozialen und
emotionalen Verhalten kann, muss aber nicht mit einer geistigen
Beeinträchtigung einhergehen.
Es handelt sich hier um Schwierigkeiten im Rahmen
der Gefühlswelt und/oder Schwierigkeiten in der Interaktion mit anderen
Menschen. Emotionale Störungen beginnen häufig im Kindesalter. Dem
Klassifizierungssystem ICD-10 zufolge gehören alle Störungen, die eine
Verstärkung der normalen Entwicklung aufweisen, zu den emotionalen Störungen im
Kindesalter. Kriterien für eine Auffälligkeit oder Störung sind: Die Stärke und Anzahl der auftretenden Symptome, die psychosozialen Beeinträchtigungen, das jeweilige Alter und Geschlecht und die Dauer des Auftretens.
Im Folgenden werden einige wenige Störungen vorgestellt, die unter diese Gesichtspunkte fallen.
Im Rahmen von Angststörungen werden spezifische Ängste des Kindes- und Jugendalters und andere Ängste beschrieben. Angststörungen müssen von Entwicklungsphasen-bedingten Ängsten bei Kindern unterschieden werden, welche im normalen Entwicklungsverlauf auftreten. Angststörungen grenzen sich nach dem ICD-Klassifikationssystem in drei Aspekten davon ab:
- Die Ängste sind unrealistisch und übertrieben.
- Die Ängste zeichnen sich durch eine bestimmte Dauer aus (je nach Angststörung unterschiedlich).
- Die Ängste führen zu einer deutlichen Beeinträchtigung bzw. gefährden die normale Entwicklung.
Bei phobischen Störungen steht die Angst vor einem bestimmten Ding oder
einer Situation im Vordergrund. Kennzeichnend ist, dass dieses Objekt oder die Situation
eigentlich ungefährlich sind.
Bei der emotionalen Störung mit Trennungsangst steht die Furcht vor Trennung von den Eltern im Vordergrund. Sie unterscheidet sich von einer normalen Trennungsangst von den Eltern durch eine stärkere Ausprägung, eine längere Dauer (über die typische Altersstufe hinaus) und die sozialen und schulischen Einschränkungen. Die typischen Symptome sind dabei: Angst um die Eltern, Neigung dazu stets zu Hause zu bleiben, nicht auszugehen und nicht außerhalb zu schlafen, Angstattacken und Wut bei Trennung.
Störungen des Sozialverhaltens sind durch ein dissoziales und aggressives Verhaltensmuster bei Kindern und Jugendlichen charakterisiert. Dieses Verhalten übersteigt die gesellschaftlich akzeptierte, kindische und jugendliche Aufsässigkeit. Um die Diagnose zu stellen, muss das Verhalten mindestens sechs Monate oder länger bestehen. Häufig liegt eine Assoziation mit weiteren Störungen (z.B. ADHS) vor. Charakteristisch für eine solche Beeinträchtigung ist:
- Destruktives Verhalten und erhöhte Impulsivität: Beschädigungen von Eigentum, Feuerlegen, Stehlen, Tierquälerei;
- Mangelnde Anpassung an Regeln: Schule schwänzen, Weglaufen, eingeschränktes Unrechtsempfinden;
- Dissoziales Verhalten: Grausamkeiten gegenüber anderen Personen. Häufig kommt es im Jugendalter zu Auseinandersetzungen mit dem Gesetz (delinquentes Verhalten).
Eine Störung des
Sozialverhaltens kann im Erwachsenenalter in eine dissoziale
Persönlichkeitsstörung "übergehen". Vor dem 16. Lebensjahr spricht
man von einer Persönlichkeitsentwicklungsstörung.